Reformation 1483-1517


                              Am Vorabend der Reformation: 1483 bis 1517 


Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben (heutiges Bundesland Sachsen-Anhalt) als zweiter Sohn des Ehepaares Hans und Margarethe Luther geboren.

Der mansfeldische Montanunternehmer Hans Luther ließ seinem begabten Sohn eine solide Ausbildung an Lateinschulen in Magdeburg und Eisenach zuteilwerden.

In dieser Zeit ereigneten sich viele Veränderungen in der Wirtschaft, Ökonomie, Bergbau, Kunst und Wissenschaft sowie der Kirchenpolitik. Als Martin Luther im Oktober 1517 seine gegen die Ablasspraxis der Römischen Kirche gerichteten Thesen über Ablass und Gnade abfasste und sie an den Erzbischof von Magdeburg und Mainz, an den Bischof von Brandenburg sowie an andere Bischöfe sandte, löste er die Reformation aus, mit der die frühbürgerliche Revolution in Deutschland begann.

Von diesen, seit der Jahreswende 1517/18 im Druck verbreiteten Ablassthesen, führt ein gerader Weg zur Leipziger Disputation des Theologieprofessors Johann Eck mit Karlstadt und Luther im Juni 1519.

In der im Oktober 1520 veröffentlichten Schrift ,,Von der Freiheit eines Christenmenschen" verband Martin Luther schließlich die Darstellung des neuen, reformatorischen Frömmigkeitsdeals mit der entscheidenden Grundorientierung für die weitere Ausprägung der Reformation durch das erste nach 1523 verwirklichte landesherrliche Kirchenregiment. Mit diesen, ein Ganzes bildenden programmatischen Schriften, gelangte die lutherische Reformation zum Durchbruch. 


                Die Niederlage der Bauern im deutschen Bauernkrieg

 

An der Kirche St. Johannes in Allstedt, die als zentraler Ort eines ernestinischen (herzogliche Linie der Wettiner) Amtes inmitten der Herrschaftsgebiete der sächsischen Albertiner, der Mansfelder Grafen und der Erzbischöfe von Magdeburg lag, wirkte Thomas Müntzer als Pfarrer seit Anfang April 1523 bis zu seinen Weggang nach Mühlhausen am 7/8. August 1524. In dem agrarisch geprägten Städtchen endete für Müntzer vorerst die Zeit der Vertreibungen. Er fand Voraussetzungen, um an der

Mehrzahl seiner liturgischen, theologischen und politischen Schriften, in denen er sich immer mehr von Luther und dessen Mitarbeitern in Wittenberg abgrenzte, arbeiten zu können.

Zuerst nahm er die Reform des Gottesdienstes in Angriff, da er nicht länger seelisch und körperlich leiden wollte.

Mit dem Deutschen Kirchenamt und der Deutsch - Evangelischen Messe schuf Thomas Müntzer 1523 eine deutsche Liturgie, die vom Volk verstanden und später in vielen Orten Deutschlands angewandt wurde. Der Zulauf zu diesen Gottesdiensten aus den umliegenden Orten war außerordentlich groß.

Thomas Müntzer sah sich kurz nach der von Herzog Johann von Sachsen und dem Kurprinzen am 1. Juli 1524 bestellten und am 13. Juli in der Kapelle des Alstedter Schlosses gehaltenen ,,Fürstenpredigt", in der ein letztes Mal die ernestinischen Fürsten für sein ,,christliches Verbündnis" zu gewinnen gesucht hatte, erneut gezwungen, gegen die Vertreibung seiner Anhänger aus Sangerhausen und anderen Orten, die der Herrschaft von Herzog Georg von Sachsen unterstanden, entschieden Stellung zu nehmen.

In dieser Situation schrieb er am 22. Juli den ersten von drei warnenden Briefen an den landesherrlichen Beamten im Amt, Hans Zeiß Schosser. Er empörte sich gegen beabsichtigte Auslieferung der Menschen, die in Allstedt Zuflucht gefunden hatten. Ihr Schicksal erregte nicht nur Erbitterung und Hass

gegen die feudale Obrigkeit, sondern trug auch dazu bei, dass sich die Forderung des Volkes zum aktiven Widerstand steigerte. Noch aber lag Müntzer daran, die Umerziehung der Menschen für die von ihm erstrebte Volksreformation fortzusetzen und einen Aufruhr zu verhüten. Er verlangte die Bestrafung der Schuldigen, ließ den Herrn Schosser jedoch wissen, dass die Veränderung der Welt vor der Tür stehe.

Jetzt sagte Martin Luther mit seiner gegen Mitte Juli 1524 verfassten Schrift ,,Ein Brief an die Fürsten zu Sachsen von dem aufrührerischen Geist" Müntzer den offen Kampf an und forderte die ernestinischen Landesherren zum Handeln auf. Bevor Müntzer sich verteidigen konnte, wurde er zum Verhör nach Weimar zitiert, das am 1. August 1524 stattfand.

Im April und Mai 1525 hatte der bewaffnete Kampf der deutschen Bauern gegen die Obrigkeiten seine größte Ausdehnung erreicht. Zwischen Vogesen und Erzgebirge, Tirol und Nordharz gingen die Aufständischen gegen geistliche Niederlassungen, Fürsten und Herrensitze vor.

Aus unmittelbarem Erleben ist der Bericht des Allstedter Hans Zeiß Schosser über diese Situation abgefasst. Eindrucksvoll schildert er das Ausmaß des Aufruhrs um Allstedt. Er berichtet von den antifeudalen Aktionen gegen weltliche und geistliche Obrigkeiten in Frankenhausen, Sondershausen,

Salza und Nordhausen sowie von dem Zug der Mühlhäuser Aufständischen gegen den Adel im Eichsfeld.

Vermutlich gehörten die Bergleute aus den mansfeldischen und nordthüringischen Bergbaugebieten mit zu den ersten, die Ende April und Anfang Mai nach Frankenhausen eilten, wie sich aus dem Bericht des Schossers schließen lässt. Bereits 1524 stellten sie unter den aktiven und kampfentschlossenen Anhängern Müntzers im Allstedter Verbündnis keinen geringen Anteil dar.

Martin Luther hatte sich deshalb erneut in die Grafschaft Mansfeld begeben, um gegen diese Massenbewegung aufzutreten.

Das Widerstandsrecht gegen die schlechte Obrigkeit, das die Aufständischen  aus den Zwölf Artikeln ableiteten, worin sie auch durch Müntzersche Propaganda bestärkt worden waren, lehnte Luther strikt ab. Seine Ethik des leidenden Gehorsams, die Ablehnung von Selbsthilfe und radikaler Aktion wurzeln in seiner Auffassung von einer patriarchalischen Obrigkeit als einer rechten Bedingung christlichen Lebens in Frieden und Ordnung. Er schien durchaus auf ,Ausgleich" sozialer und politischer Gegensätze bedacht, wie seine ,,Ermahnung zum Frieden" zeigt. Jetzt aber, in einer Situation härtester

Unversöhnlichkeit der eine Entscheidung suchenden Parteien, eiferte er gegen die Aufständischen, und, als er gar von der Kompromissbereitschaft des Grafen Albrecht von Mansfeld hörte, veranlasste er diesen über den gräflichen Rat Rühel zur Unnachgiebigkeit, bevor er sich wenige Tage später noch einmal mit den Aufruf an die Obrigkeiten wandte, die Erhebung gewaltsam niederzuschlagen.           

 Diese kleinen Geschichtsauszüge sind ein kurzer Überblick aus der Reformationszeit.


Entdecken Sie mit mir gemeinsam weitere Begebenheiten und Orte bei meinen Führungen durch Erfurt und Weimar.

 

Ihr Stadtführer Hans-Jürgen

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